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Zurück 08.03.2019

«Als Unternehmerin lasse ich mich von meiner Begeisterung und meinen Instinkten leiten»

Aufgestellt, selbstbewusst, unternehmensfreudig: Das ist der erste Eindruck, den Stéphanie Ferreira hinterlässt. Sie ist Mitgründerin des Sittener Startups Nivitec, das zuletzt eine Drohne für die Ortung von Lawinenopfern entwickelt hat. Im Vorfeld des internationalen Frauentags haben wir uns mit der jungen Unternehmerin unterhalten.

Stéphanie Ferreira, welchen Ausbildungsweg haben Sie eingeschlagen?
Mit 25 Jahren habe ich die Matura mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht am Kollegium des Creusets in Sitten abgeschlossen. Es folgte ein Studium an der HEC Lausanne. Weil es mir nicht zusagte, habe ich es aber nach einem Jahr wieder abgebrochen. Das war mein erster Misserfolg. Ich nahm eine Auszeit, arbeitete ein Jahr lang im Geschäft meiner Eltern und fasste schliesslich eine Ausbildung im Tourismusbereich ins Auge. Nach einem Praktikumsjahr war der Ruf der Wirtschaft aber schliesslich doch zu stark. Ich absolvierte einen Bachelor in Betriebswirtschaft an der HES-SO Valais/ Wallis


Und wie ist die Idee für ein eigenes Unternehmen entstanden?
Die Gründung des Startups Nivitec kam im letzten Jahr meines Bachelors während des Programms Business eXperience ins Rollen. Es steht offen für die verschiedensten Branchen, darunter auch Ingenieure. Dadurch habe ich Vincent Bontempelli und Jonathan Michel, die beiden Mitgründer unseres Startups, kennengelernt.


Was gefällt Ihnen an der Rolle einer Unternehmerin?
Ich kann etwas machen, das ich selbst gewählt habe und das mir gefällt. Dank dem Unternehmertum habe ich die Freiheit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und dabei Verantwortung zu übernehmen. Meine Geschäftspartner und ich sind unsere eigenen Chefs. Mit unseren Händen können wir etwas mit Mehrwert schaffen.


Welche Erfahrungen haben Sie seit der Gründung von Nivitec als Frau gesammelt? Wo sehen sie die grössten Herausforderungen?
Die Wirtschaftsbranche und besonders das Ingenieurwesen sind stark von Männern geprägt. Als Frau habe ich dennoch das Gefühl, akzeptiert zu werden. Meine männlichen Kollegen sind sich auch bewusst, dass ich Kompetenzen habe, die ihnen fehlen. Auf der anderen Seite werden etwa technische Fragen hauptsächlich an meine männlichen Kollegen gerichtet. Aber all das bleibt überschaubar, während meiner noch kurzen Zeit mit Nivitec habe ich mich bislang nie diskriminiert gefühlt. 


Wie hat Ihr Umfeld auf Ihre unternehmerische Tätigkeit reagiert?
Zu Beginn gab es Leute, die unser Vorhaben belächelt haben und zuerst konkrete Resultate abwarten wollten. Seit den ersten Erfolgen und der Berichterstattung über unsere Drohne, die für die Suche von Lawinenopfern eingesetzt wird, nehmen sie unsere Tätigkeit nun aber als seriöse Arbeit wahr. Sie haben den Wert meines täglichen Einsatzes erkannt.


Wenn Sie könnten, würden Sie etwas an Ihrer derzeitigen beruflichen Situation ändern?
Auf keinen Fall. Die Gründung eines Startups war, egal wie es kommt, eine Erfahrung für sich. Es war etwas, das uns im Persönlichen und im Beruflichen wachsen liess. Sicher gibt es während des Projekts auch immer wieder Momente des Zweifels. Aber das sind persönliche Unsicherheiten, wie man sie auch sonst im Leben jederzeit haben kann.


Was ist Ihre Botschaft für die junge Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern?
Das Wichtigste ist wohl, das zu tut, was einem begeistert. Als Unternehmerin lasse ich mit von meiner Begeisterung und meinem Instinkt leiten. Es braucht Vertrauen in das, woran man glaubt. Mögliche Misserfolge können Erfahrungen sein, die einem vorwärtsbringen. Auch der Glaube in sich selbst und das nötige Vertrauen in das eigene Umfeld sind wichtige Voraussetzungen.


Wie haben Sie von der Unterstützung durch die Stiftung The Ark profitiert?
Dank The Ark haben wir Zugang zu einem sehr vielfältigen Netzwerk erhalten. Wir konnten zahlreiche Menschen aus demselben Tätigkeitsfeld kennenlernen. Die Förderung durch The Ark war zudem sehr wertvoll bei der Umsetzung unserer Projektidee. Sie hat uns eine Sicht von aussen ermöglicht und wichtige Denkanstösse für die Gründung von Nivitec gegeben.


Weitere Informationen: www.nivitec.ch

 

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