Letzte Woche hat sich die Sociéte Suisse des Explosifs in Gamsen, die zur SSE Group gehört, mit einer besonderen Geste für die Prävention gegen das Coronavirus stark gemacht. Das Unternehmen stellte mehr als 1000 Liter Händedesinfektion her. Den grössten Teil davon hat es Rettungsdiensten und Krankenhäusern im Kanton gespendet. Der Rest ging an die Mitarbeitenden, mit der Anweisung, übers Wochenende zu Hause zu bleiben.
«Vor dem langen Wochenende rund um den St. Josefstags haben wir eine einfache, klare und positive Botschaft für unsere rund 100 Mitarbeitende in Gamsen gesucht», erklärt Gilles Preux, CEO der SSE Group und Geschäftsführer der Schweizer Betriebe die Hintergründe. Nach einer Standortbestimmung Mitte der letzten Woche stellte das KMU kurzerhand ein kleines Projektteam zusammen, dass sich um die Produktion einer Händedesinfektionslösung kümmern sollte.
«Von Anfang an war für uns klar, dass wir einen Überschuss produzieren und diesen Krankenhäusern sowie Alters- und Pflegeheime kostenlos zur Verfügung stellen wollen.» Nach nur einem Arbeitstag hatte die SSE mehr als 1000 Liter produziert, abgefüllt, etikettiert und eine grosse Anzahl möglicher Abnehmer kontaktiert. Am Mittwoch der letzten Wochen wurden 650 Liter von Brig nach Sitten geliefert. «Ausserdem erhielt jeder Mitarbeitende eine Literflasche mit der Empfehlung, am Wochenende zu Hause zu bleiben.»
Situation erfordert viel Flexibilität
«Rückblickend kann man sagen, dass wir dank dieses kleinen Projekts, das in weniger als 36 Stunden geplant und durchgeführt wurde, etwas Konkretes auf die Beine stellen konnten. Es hat unseren Mitarbeitenden in diesen schwierigen Zeiten ein positives Signal gegeben, mit mehr Zuversicht in die Zukunft zu blicken.» Mit einem Verweis auf seinen Walliser Ursprung wurde das Desinfektionsmittel auf den Namen «VAL-Ethanol» getauft. Hergestellt wurde es durch Valsynthese, dem auf Feinchemikalien spezialisierten Unternehmen der SSE Group mit Sitz in Gamsen.
Wie viele andere Unternehmen hat die Gruppe, die in der Schweiz und in acht weiteren europäischen Ländern präsent ist, unter dem Coronavirus zu leiden. «Das Krisenmanagement wird am Hauptsitz der Gruppe in Gamsen durchgeführt. Wir haben schnell erkannt, dass die Massnahmen von gestern heute nicht mehr gültig sind und dass diejenigen von heute bereits morgen wieder neu bewertet werden müssen. Die Situation erfordert im Moment einiges an Flexibilität. Unsere rund 600 Mitarbeitenden nehmen die Massnahmen ruhig und professionell entgegen.»
Grenzgänger bleiben daheim
Selbstverständlich seien in den vergangenen Wochen an allen Standorten der Gruppe drastische Hygienemassnahmen ergriffen worden. «Zusätzlich zu den Empfehlungen des Bundes haben wir zum Beispiel in Gamsen acht Grenzgänger, die in der Region Domodossola wohnen, aufgefordert, nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen. Dieser schwierige Entscheid wurde vor allem im Hinblick auf den Gesundheitszustand der Arbeitnehmenden und die ungewöhnliche Situation in der Region getroffen», erklärt der CEO weiter.
Im Arbeitsalltag ist das Coronavirus auch bei der SSE in Gamsen definitiv angekommen. «Bis jetzt hatten wir zwar noch keine Fälle von positiv getesteten Mitarbeitenden im Betrieb, aber wir spüren, dass mit dem Bewusstsein für das Virus auch ein gewisser Stress, eine gewisse innere Unruhe einhergeht. Darauf reagieren wir mit einer klaren Kommunikation, die hauptsächlich den aktuellen Empfehlungen der Regierung folgt. Gleichzeitig stellen wir die Gesundheit unserer Mitarbeitenden in den Vordergrund.»
Abschwung spürbar
In der Schweiz ist das operationelle Ergebnis der Gruppe seit Anfang Jahr leicht beeinträchtig. Gilles de Preux nennt Herausforderungen durch Lieferverzögerungen. «In den letzten zwei Wochen war der Beginn eines Abschwungs spürbar, der mit der zivilen Sprengstoffproduktion für Steinbrüche und geringem Mass auch mit dem Saisonende für unsere Lawinenprodukte zusammenhängt. Was die Aktivitäten im Bereich der Feinchemikalien betrifft, so haben einige Kunden die Verschiebung von Entwicklungs- oder Produktionsprojekten beantragt. Angesichts dieser Situation ist es möglich, dass sich für Valsynthese als unabhängiger Unterlieferant neue Möglichkeiten ergeben könnten.»
Auf internationaler Ebene ist vorerst nur die norwegische Tochtergesellschaft durch die Einführung von Kurzarbeit für einen Teil des Teams stärker betroffen. Die übrigen Tochtergesellschaften der Gruppe können im Moment weiterhin wie gewohnt ihren Betrieb fortführen. «Wir stellen jedoch fest, dass sich die Situation sehr schnell ändern kann und dass die heutige Situation in den kommenden Tagen möglicherweise bereits nicht mehr gültig ist», so de Preux.
Im Moment gut aufgestellt
Die SSE-Gruppe sei gut gerüstet, um eine Verlangsamungsphase von einigen Wochen zu überstehen. Wenn sich die Krise aber hinziehen sollte, die Massnahmen zur Kostensenkung nicht greifen und die Anträge auf finanzielle Unterstützung ins Leere laufen sollten, müsse man die Situation neu beurteilen. «So würde sich etwa der Entscheid, die Bautätigkeiten einzustellen, vorübergehend auf unser Geschäft in der Schweiz auswirken. Angesichts der aktuellen Situation haben wir Verständnis für augenblicklichen Prioritäten, erwarten jedoch schnelle, klare und kohärente Entscheidungen der politischen Entscheidungsträger.»
Die SSE Group ist ein vor 126 Jahren gegründetes Industrieunternehmen mit Hauptsitz in Gamsen. Sie ist in der Produktion und im Vertrieb von zivilen Sprengstoffen, Feinchemikalien und Pyrotechnik tätig. Durch ihre beiden Hauptmarken – SSE für Sprengstoffe und Valsynthese für Chemikalien – bietet sie innovative technische Lösungen an.
Weitere Informationen: www.sse-group.com / www.valsynthese.ch