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umwelt und energie
07/09/2015

Das Gleichgewicht im Stromnetz – eine ständige Herausforderung für die Versorger

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Die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen Stromerzeugung und -verbrauch ist für die Stromerzeuger eine tägliche Herausforderung. Dieses Gleichgewicht ist immer schwerer zu erreichen – wegen der Unterschiede zwischen den europäischen Ländern, der Einführung der neuen erneuerbaren Energien und des exponentiellen Anstiegs des Verbrauchs. Dieser Ansicht ist Paul Michellod, Generaldirektor von  FMV, der auf dem 5. nationalen Thementag Smart Energy von Sitten sprach.

 

Alle Akteure der Strombranche haben eine Verantwortung für das Gleichgewicht im Netz – unabhängig von der Art der Stromerzeugung. „Wir befinden uns derzeit in einer Übergangsphase zu einer dezentralen, erneuerbaren und vernetzten Welt.“

Die Schweiz setzt auf Wasser- und Kernkraft, mit einer zunehmenden Bedeutung der neuen erneuerbaren Energien. Deutschland hat ein völlig unterschiedliches Profil, mit Kohle, Gas und erneuerbaren Energien. Österreich, das über etwas Wasserkraft verfügt, verzichtet auf Kernkraft und setzt dafür auf Gas, Kohle und Erdöl. In Frankreich wird 60 % der Energie aus Kernkraft gewonnen. Jedes Land ist bei seinem Energiemix unabhängig, es muss jedoch ein Gleichgewicht aufrechterhalten werden.

Deutschland mit nahezu konstanter Überproduktion
Deutschland muss seine erneuerbaren Energien richtig steuern, die bei der Erzeugung sehr starken Schwankungen unterliegen. Daher ist das Gleichgewicht für dieses Land nur schwer herzustellen. Dies führt dazu, dass Deutschland fast während des ganzen Jahres eine Überproduktion aufweist. Da die Speicherung so grosser Strommengen schwierig ist, leitet es seine Überschüsse an die Nachbarländer weiter, was einen Verfall der Preise bis manchmal nahe null zur Folge hat.

Diese Energiewende wirft für andere Länder Probleme auf – auch für die Schweiz. „Unser Land muss sich ausserdem mit einem neuen Sachverhalt auseinandersetzen: dem Ende der Mindestkurspolitik.“ Die Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Erzeuger ist um 10 bis 15 % gesunken, da alle Preise in Euro ausgehandelt werden. Dafür sollte es für die Verbraucher Preissenkungen geben. „Doch ist es gut, die Preise für etwas zu senken, das man sparen will?“ fragt sich Paul Michellod.  

 

Die Herausforderung des Gleichgewichts im Viertelstundentakt
Die Kunst besteht darin, innerhalb einer Viertelstunde ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch aufrechtzuerhalten, unter Einbeziehung der bereits verfügbaren erneuerbaren Energien, bei gleichzeitiger Unterstützung der neuen Energien (5 % des nationalen Kraftwerksparks) und einer schnellstmöglichen Ersetzung der nicht erneuerbaren Energien (40 % insgesamt). Dies alles unter Erhaltung wettbewerbsfähiger Preise für die Wirtschaft und die Privathaushalte. Die Energiewende wurde zwar in die Wege geleitet, doch man darf dabei nicht vergessen, alle Elemente wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

„Die Schweiz muss den Mut haben, die Errungenschaften der erneuerbaren Energien zu erhalten, insbesondere mit einer Unterstützung für die Wasserkraft.“ Ebenfalls muss schnell ein Stromabkommen mit der EU geschlossen werden, um das Potenzial der schweizerischen Wasserkraft zu erschliessen und echte Handelsbedingungen herzustellen.

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