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umwelt und energie
14/09/2016

Das Stromnetz kann mehr als nur Stromübertragung

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Im Umfeld eines stagnierenden oder sogar sinkenden Verbrauchs müssen Stromnetze neben dem Energietransport auch weitere Aufgaben übernehmen. Im Gefolge der wachsenden Digitalisierung der Gesellschaft müssen die von den Stromnetzen angebotenen Dienstleistungen diversifiziert werden, z.B. indem sie lokal nutzbare Daten erzeugen und übertragen. Davon ist Olivier Grabette, stellvertretender Generaldirektor von RTE (Frankreich), der sich während des 6. nationalen Thementags Smart Energy in Sitten zu Wort meldete, überzeugt. Durch sein Handeln beweist er, dass das Stromnetz ein Motor der Energiewende sein kann.

„Unser Unternehmen hat heute die Aufgabe, für Gelassenheit zu sorgen“, so Olivier Grabette. Zuvor war RTE – das Pendant zur schweizerischen Swissgrid – nur für die Stromübertragung über sein Netz und für dessen Instandhaltung zuständig. Heute muss das Unternehmen eher mit den physischen Realitäten des Netzes jonglieren, damit alles funktioniert und eine reibungslose Stromversorgung gewährleistet ist.

„Wir erwarten für die kommenden 15 Jahre keinen Anstieg des Verbrauchs mehr. Diese Situation ist zum ersten Mal eingetreten, und das ändert vieles im Bereich des Stromnetzes“, so Olivier Grabette. Heute wird das Netz nicht mehr durch die Menge der übertragenen Energie, sondern durch die Qualität der Dienstleistung aufgewertet.

 

Digitale Knotenpunkte im Stromnetz 
„In Zukunft wird RTE ebenso ein digitales Netz wie ein Leistungsnetz haben. Die digitalen Stationen werden zu digitalen Knotenpunkten, die es ermöglichen, die Informationen der Sensoren weiterzuleiten, aber auch Dienstleistungen für die Bevölkerung vor Ort (Landwirte …) anzubieten.“ Die Leitungen müssen mehr bieten als nur Strom, vor allem in ländlichen Regionen. 

All dies ist machbar, denn es steht eine grössere Rechenkapazität zur Verfügung. „Die Softwarekapazitäten ermöglichen es, das heutige Netz rentabel zu machen, das aufgewertet und durch Einbindung von IT-Anwendungen ergänzt werden muss.“

 

Energie im Überfluss
Die neuen Energien sind mit einer stark schwankenden Produktion verbunden, doch auf der Gesamtebene eines Landes gibt es nie einen Ort, wo sie gerade nicht zur Verfügung stehen. Das Stromübertragungsnetz wird es ermöglichen, alle diese Energien im Überfluss bereitzustellen.“ Dabei sind massive Investitionen in einen Ausbau des Stromnetzes nicht der richtige Weg. „Man muss das Netz an das anpassen, was vor Ort verfügbar ist“, stellt Olivier Grabette fest. 

 

Foto : photoval.ch/Valérie Pinauda
Der Vortrag wurde am 8. September 2016 gehalten.