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umwelt und energie
14/09/2016

Die flexible Energie ist (noch) kein neues Eldorado

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Die flexible Energie ist eine zentrale Komponente des heutigen Energiesystems. Dennoch wird sie in dieser Zeit sehr niedriger Preise auf den Energiemärkten nicht zu ihrem wahren Wert vergütet, so Nicolas Charton, Partner bei E-Cube Strategy Consultants. Sie ist also noch nicht das neue Strom-Eldorado, zumal sie sich auf einen erst noch zu schaffenden regulatorischen Rahmen stützen muss.

Die Energieflexibilität kann viele unterschiedliche Formen annehmen: Flexibilität in der Speicherung, der Erzeugung oder dem Verbrauch. Auch eine sehr kurzfristige oder saisonale Flexibilität, eine Mono-Energie- oder Multi-Energien-Flexibilität, oder auch eine steigende oder fallende Flexibilität kommen hier in Frage. „Wie dem auch sei, dies ist eine Kernkomponente des Energiesystems, insbesondere angesichts der stark wachsenden Bedeutung der neuen erneuerbaren Energien und der dezentralen Stromerzeugung“, erklärte Nicolas Charton während des 6. nationalen Thementags Smart Energy in Sitten. 

Zu Beginn wurde die Flexibilität des Stromnetzes fast ausschliesslich über die Wasserkraft geregelt. „Heute verändern sich die Gleichgewichte angesichts der stark schwankenden Produktionsmengen und werden eher lokal gebildet.“ Neben dieser Dezentralisierung der Gleichgewichte ermöglicht die Digitalisierung eine Stärkung der Energieflexibilität. Jedoch stellen die Wasserkraftwerke für die Schweiz ein umfangreiches Angebot dar, weshalb Exporte notwendig sind. „Heute wird diese Flexibilität nicht vergütet. Seit 2006 ist sogar eine massive Senkung der Vergütung – auch im Energiesektor allgemein – eingetreten. Dies führt dazu, dass einige Unternehmen der Branche in Schwierigkeiten geraten.“

Die negativen Preise auf dem Strommarkt sind ein Beweis für die mangelnde Flexibilität des gegenwärtigen Stromsystems. „Das System kann sich nicht anpassen, es bezahlt daher für einen sinkenden Verbrauch.“

Die Laststeuerung, die darin besteht, auf den Verbrauch zu verzichten oder nur in einem ganz bestimmten Zeitraum Strom zu verbrauchen, gewinnt derzeit stark an Bedeutung. Von Grossverbrauchern werden verschiedene Techniken eingesetzt, z. B. die Verwendung von Dieselgeneratoren, eine flexible Temperaturanpassung in Gebäuden oder die Energiespeicherung in Granulaten in bestimmten Industriezweigen.

 

Flexibilität statt Investitionen
Doch die Preise bleiben ebenfalls niedrig. Der andere Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist der regulatorische Mechanismus, der die Grundlage für alles im Zusammenhang mit der Flexibilität bildet. „Heute kann man eine Speicherung auf lokaler Ebene in Erwägung ziehen, anstatt in die Entwicklung von Verteilnetzen zu investieren. Doch die Energieversorger, die in das Netz investiert haben, wollen es rentabel machen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen schützen diesen Aspekt.“

Was kann also die Schweiz tun, um die Situation im regulatorischen Bereich zu verbessern? Sie könnte zum Beispiel den grenzüberschreitenden Handel fördern, die KEV anpassen oder die Verbraucher an den Systemen teilnehmen lassen, stellt Nicolas Charton abschliessend fest.

Foto : photoval.ch/Valérie Pinauda
Der Vortrag wurde am 8. September 2016 gehalten.