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umwelt und energie
08/09/2014

Die Netzstabilität – ein neues Eldorado der Schweizer Talsperren?

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Die Speicherung ist ein wesentliches Element, das es ermöglicht, die Stabilität des Stromnetzes in der Schweiz und Europa zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang eröffnen sich für die Schweizer Talsperren neue Chancen. Es besteht jedoch noch kein dringender Bedarf zum Bau neuer Speicherkapazitäten, erklärt Daniel Büchel, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie (BFE). Seiner Ansicht nach wird die Speicherung um das Jahr 2035 ein dringendes Thema. In der Zwischenzeit geht es darum, in Zusammenarbeit mit den Nachbarländern die besten Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Die Vision des Bundes im Energiebereich ist noch nicht ganz ausgereift. „Ganz allmählich nehmen die neuen Realitäten deutlichere Konturen an“, stellte Daniel Büchel anlässlich des 4. Nationalen Thementags Smart Energy in Sitten fest. Die endgültige Strategie muss dann mit der Bevölkerung diskutiert werden, sie kann nicht allein vom BFE festgelegt werden.

Der Bereich der Pumpspeicherkraftwerke konnte in der Vergangenheit von den schwankenden Energie- und Handelspreisen profitieren. In Zukunft wird dies weniger vorteilhaft sein. „Die Netzstabilität wird für diesen Sektor eine neue Quelle von Geschäftsgelegenheiten sein“, sagt Daniel Büchel voraus.

Benötigen wir neue Speicherkapazitäten, um diese Netzstabilität sicherzustellen? Und wenn ja, wo, zu welchem Zeitpunkt, mit welcher Rentabilität, zu welchen Rahmenbedingungen, und mit welchem Marktmodell? Dies sind die Fragen, die sich dem BFE stellen. Die grosse Herausforderung der Schweiz besteht darin, die Nachfrage nach Energie zu befriedigen und mit der Energieerzeugung in Einklang zu bringen.

Schweizer Talsperren sollen Lücken im deutschen Energiebedarf schliessen
Um in diesem Bereich einen besseren Überblick zu gewinnen, hat das BFE zwei Studien in Auftrag gegeben. Die erste Studie untersucht die Rolle der Pumpspeicherkraftwerke. Im Endeffekt scheint die Rentabilität dieses Bereichs auf lange Sicht schwierig, denn seine Entwicklung ist schwer vorherzusehen. Es wird darauf ankommen, die Produktion unserer Talsperren in die europäischen Netze zu integrieren. „Wir müssen Deutschland davon überzeugen, die Schweizer Pumpspeicherkraftwerke zu nutzen, anstatt Kohlekraftwerke zu bauen, um seine Energielücken zu schliessen.“

Die zweite Studie untersucht das schweizerische Speichersystem in seiner Gesamtheit. Sie kommt zu dem Schluss, dass wegen der zunehmenden Bedeutung der neuen erneuerbaren Energien kurz- und mittelfristig keine zusätzlichen Speicherkapazitäten benötigt werden. Das Problem sind eher die Engpässe in den ländlichen Stromnetzen.

Die Zeit der „Power-to-Gas-Anlagen“ kommt
Die Speicherung wird ab 2035 zu einem dringenden Problem werden, so Daniel Büchel. Daher muss an verschiedenen Technologien gearbeitet werden. Batterien werden kurzfristig sehr interessant sein. Auf lange Sicht und für grosse Kapazitäten wird „Power-to-Gas“ den Vorzug erhalten – mit all den Risiken, die dies im Bereich der hauptsächlich aus dem Ausland stammenden Versorgung beinhaltet.