Die Politik hält derzeit einen grossen Teil der Schlüssel für die Energiewende in der Hand. Der regulatorische Aspekt entscheidet nämlich darüber, was im Bereich der Stromnetze machbar ist und was nicht. Am Ende der Diskussionsrunde, die im Rahmen des 6. nationalen Thementags Smart Energy in Sitten organisiert wurde, gab es unterschiedliche Ansichten darüber, welchen Druck die Akteure der Energie auf die Politik ausüben müssen.
„Für meinen Teil bin ich froh, dass der politische Prozess in der Schweiz langsamer vorankommt als anderswo“, betonte Prof. Matthias Sulzer, CEO von Lauber Iwisa. „Dies ermöglicht es den Akteuren und Forschenden, sich optimal anzupassen. In San Francisco zum Beispiel ist es erschreckend: Alles geht schnell, alles ist möglich, doch die Basisinfrastruktur fehlt, und das ist ein Problem.“
Die Politiker müssen bei ihren Entscheidungen verschiedene Aspekte berücksichtigen: den Preis (sehr wichtig für Akteure der Industrie, die nach Rentabilität streben) sowie den Umweltschutz (der immer mehr Bürgern wichtig ist). „Aber in technischer Hinsicht ist die Herausforderung gewaltig. Es geht darum, in kurzer Zeit intelligente Stromzähler zu installieren.“ Doch die Politik steckt in einem Dilemma: es gibt kein Zurück mehr, und zugleich ist es schwierig, ein höheres Tempo einzulegen.
Laut Professor Anton Gunzinger von der ETH Zürich geht es bei der grünen Wirtschaft nicht darum, weniger CO2-Emissionen zu produzieren. „Es ist einfach eine Frage des Überlebens.“ Der Preis der fossilen Energien wird in den nächsten 30 Jahren steigen, sofern es zu keiner Aufwertung unserer Währungen kommt. „Wir müssen auf politischer Ebene schnell reagieren.“ Gunzinger zieht eine Parallele zu den Lawinenverbauungen in den Alpenregionen. „Die Arbeiten müssen im Sommer durchgeführt werden. Im Winter, wenn der Schnee gefallen ist, ist es zu spät. Doch der Winter kommt bestimmt …“
Grégoire Leclercq, Mitgründer der Beobachtungstelle „Observatoire de l’Ubérisation“, schlägt den Akteuren der Energie vor, beim Gespräch mit den Politikern überzeugend und wohlwollend aufzutreten. „Die meisten von ihnen bemühen sich, zu verstehen.“
Foto : photoval.ch/Valérie Pinauda
Die Diskussionsrunde fand am 8. September 2016 statt.