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umwelt und energie
10/10/2014

Ein Energiesystem in der Schweiz auf der Suche nach Identität

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Die Schweiz muss zur Zeit mit einem Hybridsystem auf ihrem Energiemarkt auskommen, wobei ein Teil des Marktes liberalisiert ist und bestimmte Energien subventioniert werden. Die Akteure der Wasserkraft setzen sich für eine Vereinheitlichung des Systems in Richtung des Marktes ein. Dies ist eine der Feststellungen nach der Gesprächsrunde am kürzlich stattgefundenen Energietag anlässlich der Foire du Valais.

„Einer der aktuellen Gründe der Probleme der Wasserkraft ist, dass zwei unterschiedliche Systeme koexistieren durften: einerseits die teilweise Liberalisierung des Marktes und andererseits eine starke Regulierung, mit Subventionen für die erneuerbaren Energien. Das ist ein Widerspruch und war nicht die beste Lösung,“ räumte der Tessiner Ständerat Filippo Lombardi ein. 

Diese Feststellung wird bestätigt von Michaël Wider, Deputy CEO von Alpiq. „Wir befinden uns zurzeit in einem komplexen Umfeld. Ende der 90er Jahre wollte man das Klima schützen und Märkte schaffen, um aus den Monopolen auszubrechen. Heute sind diese beiden Elemente verzerrt. Europa hat niemals so viel CO2 emittiert und wir sind mit den Subventionen, die an die neuen erneuerbaren Energien gezahlt werden, von einem Markt kilometerweit entfernt.“

Lieber in Richtung Markt
Laut Michaël Wider müssen die CO2-Emissionen gesenkt werden, indem wir auf die erneuerbaren Energien bauen. Doch müssen wir auch das Wasser berücksichtigen, nicht nur die Sonne und den Wind. Tatsache ist: Die schweizerische Wasserkraft ist zurzeit nicht gut bei Kasse, da die Kosten nicht mehr von den Marktpreisen gedeckt werden. „Wenn wir das Schema der subventionierten Energien weiter verfolgen, dann darf man die Wasserkraft nicht ausschliessen. Aber wir würden uns lieber in Richtung Markt entwickeln.“

„Wir leben in einer technischen Welt. Es ist unmöglich, die physikalischen Gesetze des Stroms zu ändern“, erklärte Paul Michellod, Direktor von FMV. Heute versucht die Schweiz, die Kernkraftwerke, die Bandenergie liefern, durch subventionierte Energien mit fluktuierender Produktion zu ersetzen. „In diesem Zusammenhang wäre die Geothermie die einzige neue erneuerbare Energie, der das gelingen könnte, da sie als einzige von Wasser, Wind und Sonne unabhängig ist.“

Nant de Drance auch für Europa

Michaël Wider erinnert auch daran, dass die Herausforderungen unser Land übersteigen. „Wir sind seit langem mit Europa verbunden und dies wird so weiterlaufen.“ Ein Pumpenspeicherkraftwerk wie Nant de Drance könne auch zur Versorgungssicherheit von Europa beitragen, wie dies in den 60er Jahren mit dem Bau der Grande-Dixence der Fall war. „Aber man muss Leute finden, die diese Investitionen finanzieren wollen, die zur Stabilität des europäischen Netzes beitragen.“ Man wisse noch nicht, wer den Preis zahlen werde. „Diese Antwort ist im europäischen Netz zu finden“, so Michaël Wider.

 

Interview vom 8. Oktober 2014 im Rahmen des Energietags der Foire du Valais