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Zurück 09.09.2016

Ein gelungenes Zusammenspiel von Energie und Informatik erleichtert die Energiewende

Uberisierung der Energie, Nutzung von Gebäuden als Netzregler, Einrichtung von dezentralen intelligenten Stromnetzen, Flexibilität der Energie: die 6. Ausgabe des nationalen Thementags Smart Energy, die am vergangenen 8. September in Sitten stattgefunden hat, bot Gelegenheit zu äusserst interessanten Diskussionen. In einem ständig im Wandel befindlichen Energiesektor kommt der Informatik mehr denn je eine wichtige Aufgabe zu, vor allem bei der Datenverwaltung und -auswertung. Trotz manchmal unterschiedlicher Ansätze ist ein gutes Zusammenspiel von Energie und Informationstechnologien erforderlich, um die Energiewende zu begünstigen.



Rund 120 Fachleute aus der Energie- und der IT-Branche haben die Einladung der Stiftung The Ark und von CleantechAlps zum traditionellen nationalen Thementag Smart Energy angenommen. „Diese 6. Ausgabe war ein herausragendes Event mit interessanten Standpunkten und spannenden Diskussionen“, so Paul-André Vogel, Moderator des Thementags.

Eine der Erkenntnisse des Tages besteht darin, dass die Gebäude (40 % des Energieverbrauchs in der Schweiz) zu einem zentralen Element der Stromnetze werden. Professor Matthias Sulzer hat dies anhand von Forschungsprojekten und konkreten Beispielen aufgezeigt. Die Gebäude, die auf der Ebene eines Stadtviertels vernetzt werden, sollen alle Aufgaben übernehmen: Energiespeicherung, -erzeugung und -verbrauch. „Diese Einbeziehung der Gebäude erklärt sicherlich die jüngsten Investitionen einiger Stromversorgungsunternehmen im Gebäudebereich“, hebt Paul-André Vogel hervor.


Auf dem Weg zu „föderalistischen“ Smart Grids

Professor Anton Gunzinger von der ETH Zürich hat sich seinerseits für die Einrichtung von „föderalistischen“ Smart Grids eingesetzt, in denen jede Region unter Berücksichtigung der Gesamtumgebung ihr System eigenständig steuern kann.

Nicolas Charton, Partner bei E-Cube Strategy Consultants, hat sich zur Flexibilität der Energie geäussert. Einige Akteure erzeugen Energie nach Bedarf oder verzichten auf den Verbrauch, um ein hohes Gleichgewicht im Stromnetz aufrechtzuerhalten. Diese Flexibilität ist zwar zentral und sehr wichtig, aufgrund der niedrigen Marktpreise und der regulatorischen Hindernisse ist sie jedoch noch kein neues Eldorado.


Die Uberisierung führt zu einem grossen Umbruch

Der Thementag bot auch die Möglichkeit, abseits der ausgetretenen Wege zu denken, mit der Präsentation von Grégoire Leclercq über die zukünftige „Uberisierung der Energie“. Diese Uberisierung wird im Energiesektor zu einer grossen Umwälzung führen, wie Paul Michellod, Generaldirektor von FMV, bei der Diskussionsrunde am späten Vormittag einräumte.

Das Modell muss im Energiesektor erst noch erfunden werden und sich nach Ansicht von Grégoire Leclercq auf das stützen, was in anderen Wirtschaftsbereichen die Uberisierung erfolgreich gemacht hat – d. h. eine von den Angeboten des jeweiligen Sektors enttäuschte Bevölkerungsgruppe, eine (kostengünstige) digitale Plattform, externe Arbeitsressourcen und eine ausreichende kritische Masse bei Angebot und Nachfrage.


Über die Stromübertragung hinausblicken

Olivier Grabette, stellvertretender Generaldirektor von RTE (Frankreich), hat die Bemühungen seines Unternehmens (das Pendant zur schweizerischen Swissgrid) dargelegt, um die Aufgaben des Übertragungsnetzes zu diversifizieren. Dieses soll nicht nur zur Stromübertragung dienen, sondern zum Beispiel auch zur Bereitstellung nützlicher Daten für die Bevölkerung in ländlichen Regionen, insbesondere für die Landwirtschaft.

Die Konferenz wurde mit der Präsentation von Arnoud Bifrare von Romande Energie fortgesetzt, der ein konkretes Projekt für ein Smart Grid und eine Demonstrationsanlage in Rolle im Massstab 1:1 für ein intelligentes Stromnetz ausführlich beschrieben hat.
 

Drei vielversprechende IT-Technologien
Den Abschluss der Veranstaltung bildete das Referat von Yvan Bétrisey, Koordinator des eEnergy Center in Siders, der u.a. anhand von konkreten, in Siders (VS) entwickelten Beispielen die drei vielversprechendsten IT-Technologien für den Energiesektor vorgestellt hat: Big Data, Maschinelles Lernen und Niederfrequenz-Übertragungsnetze.

Die nächste Ausgabe des nationalen Thementags Smart Energy wird am 25. August 2017 wieder in der Aula FXB in Sitten stattfinden.
 

Foto : photoval.ch/Valérie Pinauda

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