Die SBB hat eine Software eingeführt, die es ermöglicht, die nicht obligatorischen Zwischenhalte ihrer Züge zu begrenzen. Allein im Jahr 2015 hat diese IT-Anwendung, die alle Daten des Bahnnetzes live verwaltet, eine Einsparung von 42 GWh ermöglicht – das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch der Stadt St. Gallen. Langfristig sollte eine Einsparung von 72 GWh pro Jahr erzielt werden. Und dies alles „nur“ durch eine Optimierung der Daten.
„Die Arbeiten haben 2010 begonnen“, betont Philipp Keiser von der SBB. Die Software ADL (für „Adaptive Lenkung“) wurde im Rahmen einer Gesamtstrategie zur energetischen Optimierung des Unternehmens entwickelt, mit dem Ziel einer Einsparung von 600 GWh Strom pro Jahr. Die SBB arbeitet an drei Säulen: Eisenbahnfahrzeuge und Gebäude, Ausgestaltung des Angebots sowie Bahnproduktion (Optimierung der Fahrpläne und der Fahrweise).
ADL zählt zu den Massnahmen der dritten Säule. Das Ziel ist ein möglichst flüssiger Verkehr, auch bei Bauarbeiten. „Ein Güterzug benötigt eine enorme Menge an Energie, um wieder zu starten – in der Grössenordnung von 150 kWh“, stellt Philipp Keiser fest.
Geschwindigkeitsempfehlungen für Lokführer
ADL dient auch als Schnittstelle zwischen der Betriebszentrale und den Lokführern. Sie ermöglicht die Koordinierung der Verbindungen, die Identifizierung der Hierarchien zwischen den verschiedenen Zügen und eine bessere Verwaltung der Signale.
Konkret werden von der Software optimale Fahrprofile erstellt und die ideale Geschwindigkeit, die aufrechterhalten werden soll, wird auf einem Kontrollbildschirm in der Lokomotive angezeigt. „Das System sendet somit Geschwindigkeitsempfehlungen beim Heranfahren an ein rotes Signal, um jegliche Abbremsung zu vermeiden.“ ADL ermöglicht es, Zwischenhalte für Güterzüge zu vermeiden, berücksichtigt aber auch Personenzüge, die obligatorische Zwischenhalte einhalten müssen.
Eine wahre „Meisterleistung“
„Auf den ersten Blick scheint dies einfach, doch es ist eine wahre Meisterleistung, denn jeder Zug hat seine Besonderheiten – ganz zu schweigen von den Wetterbedingungen, die alles ändern“, stellt Philippe Keiser fest. Diese Software hat in 2015 Einsparungen von 42 GWh ermöglicht, und das Ziel ist es, durch weitere Verbesserungen des Systems die Einsparungen auf 72 GWh zu steigern. Dieses Projekt wurde vom Bundesamt für Energie Anfang 2016 mit dem „Watt d’Or“ ausgezeichnet.
Das Interview wurde am 29.01.2016 auf der TechnoArk-Konferenz in Siders geführt.