Die komplette Öffnung des Strommarkts ist eines der aktuellen politischen Themen. Bei einer anlässlich des 4. Nationalen Thementags Smart Energy in Sitten organisierten Diskussionsrunde hoben die Teilnehmer hervor, dass die Öffnung es ermöglichen würde, gewisse Punkte zu klären, ohne dabei den Endverbrauchern wirklich zu nutzen. Die Idee einer Abgabe auf nicht erneuerbare Energien wurde ebenfalls angesprochen.
Um das Ziel der völligen Liberalisierung des Strommarkts zu erreichen, müssen noch zahlreiche Hürden überwunden werden, bemerkte Nationalrat Yannick Buttet (CVP) in der Einleitung. „Wir befinden uns ganz am Anfang des Prozesses, und es müssen noch viele rechtliche und politische Aspekte geregelt werden.“
Seiner Meinung nach wäre es jedoch nicht angemessen, aus der schweizerischen Kernenergie auszusteigen und deutsche Kohlekraft oder französische Kernenergie zu importieren. „Die Politik will eine saubere Stromerzeugung erreichen. Doch es wird noch Jahrzehnte dauern, um kein CO2 mehr zu erzeugen und nicht mehr von der Kernkraft abhängig zu sein.“ Die von Yannick Buttet vorgebrachte Idee besteht eher darin, nicht umweltfreundliche Energie zu besteuern, ob sie nun importiert oder in der Schweiz erzeugt wird. „Dieses System würde es ermöglichen, die zukünftige Stromerzeugung auf die erneuerbaren Energien auszurichten.“
Nationalrat Roger Nordmann (SP) bezeichnete das gegenwärtige System als „nicht schlecht“. Eine Abgabe auf nicht umweltfreundlichen Strom wäre eine gute Idee. Man müsse jedoch vermeiden, dass diese über den Kauf von Zertifikaten umgangen werden könne. „Ziel ist es, dass die Preise steigen, um die sauberen schweizerischen Energien zu schützen.“
Für eine Klärung der Spielregeln
Paul Michellod, Generaldirektor von FMV, wies seinerseits darauf hin, dass sein Unternehmen bereits den Regeln des Marktes unterliegen würde. „Jedoch würde eine klare Entscheidung der politischen Instanzen zur Marktöffnung es ermöglichen, über angemessene Spielregeln zu verfügen.“ Er erinnerte ebenfalls daran, dass einige Energieversorgungsunternehmen noch sichere Kunden hätten, was bei den Energieerzeugern nicht der Fall sei.
Jean-Albert Ferrez, Generaldirektor des Energieversorgers Energies Sion Région, stellte klar, dass das gegenwärtige Modell die Energieversorger schützt, aber dass diese bereits in liberalisierten Bereichen wie dem Multimediasektor tätig seien. „Die lokalen Energieversorger haben sich daher bereits an diese Situation gewöhnt. Wir sind bereit, uns auf den offenen Strommarkt einzustellen.“
Die Liberalisierung löst nicht alle Probleme
Eine Liberalisierung des Marktes kann jedoch zu sehr geringen Vorteilen für die Endverbraucher führen. „Wenn man die Leute glauben lässt, dass die Marktöffnung alle Probleme lösen wird, macht man ihnen etwas vor“, so Jean-Albert Ferrez.
Marc Vogel von Swissgrid pflichtete dem voll und ganz bei, denn seiner Ansicht nach sind nur 30 % des Strompreises vom Markt beeinflussbar, der Rest seien feste Steuern und Abgaben. Zudem sei die Schweiz in diesem Bereich vom Ausland abhängig. „Es gibt unzählige Verknüpfungen in Europa. Die Schweiz wird von europäischen Elektrizitätsflüssen durchzogen, die man optimal steuern muss.“