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umwelt und energie
08/09/2014

„Power-to-Gas“ – die Zukunftslösung für die Energiespeicherung?

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Um eine Lösung für die starken Produktionsschwankungen bei den neuen erneuerbaren Energien zu ermöglichen, ist die Einrichtung von Speicherkapazitäten für die Schweiz sehr wichtig. Diese Speicherung erfolgt langfristig über den Bau von Power-to-Gas-Anlagen, als Ergänzung zu Pumpspeicherkraftwerken. Eine Abstimmung mit den Nachbarländern ist ebenfalls von wesentlicher Bedeutung. Darauf hat Marc Vogel, Strategy Manager bei Swissgrid, anlässlich des Nationalen Thementags Smart Energy in Sitten hingewiesen. 

Die Energiestrategie des Bundes sieht eine Stabilisierung des Verbrauchs bis 2050 und eine effizientere Nutzung der Stromnetze vor. Doch bis dahin sind noch zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen, so Marc Vogel. So verlangt z. B. die Industrie angemessene Preise. Die Umweltschützer wünschen saubere Energien. Es müssen also Kompromisse gefunden werden. 

In der Vergangenheit war das Stromversorgungssystem im Wesentlichen zentralisiert und verfügte über grosse Produktionseinheiten. Gegenwärtig ist die Abschaltung einiger Grosskraftwerke geplant, und der Anteil der lokalen Kleinkraftwerke steigt. Zudem wird die Stromerzeugung aufgrund des Wachstums der erneuerbaren Energien immer schwankungsanfälliger.

Die Herausforderung: Speicherkapazitäten zwischen den Jahreszeiten
In diesem Zusammenhang ist die Speicherung eine ganz zentrale Herausforderung, vor allem um ein stabiles Netz zu erhalten. Der Ausgleich erfolgt über Batterien auf lokaler Ebene oder über Pumpspeicherkraftwerke, wobei diese Kraftwerke nur über Speicherkapazitäten für maximal drei Wochen verfügen. Dies wäre also nicht ausreichend, meint Marc Vogel.

Tatsächlich weist die Schweiz im Winter ein Energiedefizit und im Sommer eine Überkapazität aus, ebenso wie Frankreich, Italien und Deutschland. Deshalb ist es auch so wichtig, über Speicherkapazitäten zwischen den Jahreszeiten zu verfügen. Die ideale Lösung ist der Bau von „Power-to-Gas-Anlagen“, die es ermöglichen, überschüssigen erneuerbaren Strom in Wasserstoff umzuwandeln und ihn in das Gasnetz einzuspeisen. Für diese Kraftwerke würden keine neuen Netze benötigt, da der Wasserstoff direkt eingespeist werden könnte. Idealerweise sollten die Elektrolyseanlagen in der Nähe grosser Produktionsstandorte gebaut werden.

Flexibilität muss honoriert werden
Die Flexibilität der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs ist auch für das Gleichgewicht der Netze wichtig. „Man sollte das gegenwärtige Marktsystem ändern, das die Flexibilität bei der Erzeugung oder dem Verbrauch nicht ausreichend honoriert“, so Marc Vogel. Dieser flexible Markt würde es ermöglichen, das gegenwärtige Subventionssystem zu ersetzen.

Die Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren und Ländern ist wichtig für die Zukunft, vor allem für die Investitionen. „Heute werden die Kraftwerke an der Nordsee gebaut, während sich die Verbraucher im Süden befinden.“ Es geht darum, sich beim Bau der Energietransportleitungen abzustimmen und zugleich die Tatsache im Auge zu behalten, dass die Kraftwerke viel schneller umzusetzen sind als die Netze.“

Auf internationaler Ebene befindet sich die Energielandschaft in ständigem Wandel. Rein nationale Lösungen sind daher nicht sinnvoll. „Wir müssen uns an diese Veränderungen anpassen, uns aber zugleich dessen bewusst sein, dass die Physik der Netze und der Markt nicht auf dieselbe Weise funktionieren“, stellt Marc Vogel abschliessend fest.