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industrie
04/12/2025

RedElec gewinnt Edelmetalle aus flüssigen Industrieabfällen

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Nachdem das Walliser Unternehmen RedElec Technologies die Indigofärbung in der Jeansindustrie revolutioniert hat, stellt es sich nun einer neuen ehrgeizigen Herausforderung: der Gewinnung von Edelmetallen aus flüssigen Industrieabfällen. Ein erstes Pilotprojekt wurde kürzlich mit Unterstützung der Satom, der thermischen Abfallverwertungsanlage in Monthey, gestartet.

«Das Prinzip der Rückgewinnung gelöster Metalle mithilfe von Elektrizität ist seit langem bekannt», erklärt David Crettenand, Direktor von RedElec Technologies. «Was die Industrie bisher gebremst hat, war die Komplexität der Anwendung der Elektrochemie in realen Lösungen. Sobald mehrere Metalle, organische Verbindungen oder schwierige Matrizen vorhanden sind, gilt die Elektrochemie als nicht mehr möglich.»

Einzigartiges Know-how in der industriellen Elektrochemie

Das Unternehmen aus Riddes kann auf zwanzig Jahre Erfahrung in der Industrialisierung komplexer elektrochemischer Verfahren zurückgreifen. «Die Kernkompetenz von RedElec ist unsere Fähigkeit, Verfahren aus dem Labor in die industrielle Produktion zu übertragen», betont David Crettenand. «Das haben wir in der Denim-Industrie bewiesen, wo wir nicht nur eine Technologie industrialisiert, sondern auch die gesamte erforderliche Kompetenzkette entwickelt haben.»

Dank dieser Expertise kann das Walliser Unternehmen Probleme lösen, die von vielen als unlösbar angesehen werden. Im Labor ist es RedElec bereits gelungen, Kupfer und Zink aus stark sauren Abwässern mit organischen Verbindungen zu extrahieren – eine Leistung, die von vielen Fachleuten als unmöglich angesehen wurde.

Eine Technologie, die für komplexe Abwässer geeignet ist

Das von RedElec entwickelte Verfahren kombiniert mehrere Arten von massgeschneiderten elektrochemischen Reaktoren. Der erste, vom Typ Elektro-Fenton, setzt Metalle frei, wenn sie durch andere Verbindungen komplexiert sind. Ein zweiter Reaktor konzentriert diese Metalle dann, selbst wenn sie stark verdünnt sind. Schliesslich ermöglicht ein dritter Reaktor die endgültige Rückgewinnung des reinen Metalls in Pulverform.

«Es ist diese Kombination und nicht ein einzelnes Verfahren, die es ermöglicht, Abwässer zu behandeln, die bisher als ‘zu schwierig’ galten», erklärt der Direktor von RedElec.

Die Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt des Projekts

Die Wahl von Satom als erstem Partner ist nicht zufällig. «Die Kreislaufwirtschaft spielt in thermischen Abfallverwertungsanlagen eine zentrale Rolle. Dort befinden sich die Metalle, die wir zurückgewinnen wollen», erklärt David Crettenand. «Nachdem ich am anderen Ende der Welt eine Textiltechnologie entwickelt hatte, wollte ich hier eine solide lokale Wertschöpfungskette aufbauen, bevor ich sie international ausweite. Auch das ist Kreislaufwirtschaft: den Kreislauf auf lokaler Ebene schliessen.»

Die Partnerschaft profitiert auch von einem günstigen regulatorischen Umfeld, da der Bund eine Steigerung der Verwertung von Metallen aus Siedlungsabfällen fordert.

Zahlreiche Absatzmöglichkeiten in der Schweiz

Über Satom hinaus gibt es in der Schweiz zahlreiche potenzielle Anwendungsmöglichkeiten. Die chemische und pharmazeutische Industrie, Oberflächenbehandlungsbetriebe oder auch Metallströme aus Strassenabfällen und kontaminierten Böden bieten ebenfalls Chancen. Längerfristig könnte zudem die internationale Bergbauindustrie von dieser Technologie profitieren, um bestimmte umweltschädliche hydrometallurgische Verfahren zu ersetzen.

«Die Energiewende macht Metalle strategisch wichtig, und überall auf der Welt wird versucht, sie besser zurückzugewinnen, anstatt sie auf Deponien zu entsorgen», beobachtet David Crettenand.

Ein Industriecontainer in Vorbereitung

Die nächsten Schritte zielen auf den Bau eines ersten Industriecontainers ab, der flexibel und an verschiedene Arten von Abwässern anpassbar ist. Dieses Pilotprojekt, das insbesondere von der Schweizer Klimastiftung unterstützt wird, soll es ermöglichen, die Technologie bei mehreren Kunden zu testen. «Viele Unternehmen zögern, hohe Investitionen für Abwässer zu tätigen, deren Lebensdauer ungewiss ist», erklärt der Direktor. RedElec will deshalb ein Mietmodell oder eine Abrechnung pro behandeltem Kubikmeter entwickeln, um diese Hürde zu überwinden.

Das Unternehmen wird auch von Innosuisse für seine Zusammenarbeit mit der HES-SO Valais-Wallis unterstützt und seit seinen Anfängen von der Stiftung The Ark begleitet.

«Wenn wir die Auswirkungen dieser Technologie auf die Dekarbonisierung und die Kreislaufwirtschaft maximieren wollen, brauchen wir engagierte Partner aus Industrie und Finanzwelt», schlussfolgert David Crettenand. «Das Potenzial ist enorm. Wir wollen schnell vorankommen und eine glaubwürdige, saubere und effiziente Schweizer Lösung entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen.»

Weitere Informationen: www.redelec.ch