Der ehemalige Nestlé-CEO Peter Brabeck teilte seine Sichtweise auf die Nutzung von Wasser und lieferte konkrete Lösungsansätze zur lokalen Bewältigung dieser Herausforderungen. In sechs parallelen Sessions, einer Podiumsdiskussion zum Thema «Daten im Wasser» sowie einem Keynote-Vortrag des Fotografen Michel Roggo wurden praxisnahe Ideen präsentiert, um die Verwaltung, den Zugang, die Nachhaltigkeit und die Wasserqualität zu verbessern.
«Nach dem verregneten Sommer, den wir dieses Jahr erlebt haben – wie bringt man die Köpfe dazu, das Gegenteil von dem zu verstehen, was die Augen sehen?», fragte sich Joël Di Natale, Direktor von BlueArk, zu Beginn der Konferenz, die von BlueArk, Altis und der Stiftung The Ark organisiert wurde. Seiner Meinung nach ist die Botschaft der Wasserknappheit noch immer unhörbar. «Früher waren wir sicher, dass uns in unseren Breitengraden das Wasser nie ausgeht. Diese Gewissheiten bröckeln.» Es sei daher dringend nötig, zu handeln, um die Nutzung, die Gewinnung und das Management jedes einzelnen Wassertropfens zu maximieren.
Bis zu 20’600 Liter Wasser pro Tag und Person
«Unser Mindestbedarf liegt bei 50 Litern pro Person und Tag zum Trinken und Waschen. In westlichen Gesellschaften verbrauchen wir jedoch 500 bis 600 Liter», erinnerte Peter Brabeck. Und das ohne die Wassermenge einzurechnen, die zur Nahrungsmittelproduktion nötig ist – diese kann bis zu 20’000 Liter pro Tag betragen. Neben dem ständig steigenden Verbrauch ist auch die Nutzung der globalen Reserven problematisch. «Die Wassermenge auf der Erde ist konstant. Ein Drittel ist für menschliche Aktivitäten nutzbar, ein Drittel für die Umwelt und ein Drittel sichert den Wasserkreislauf. Seit 2020 nutzen wir jedoch mehr als die 33 %, die für menschliche Nutzung vorgesehen sind – und das ist problematisch.»
Wie lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen? Durch Sensibilisierung für die Bedeutung von Wasser und durch ein nachhaltigeres Management, insbesondere in der Landwirtschaft, die 70 % des Wasserverbrauchs ausmacht. Auch Investitionen in Infrastruktur und Technologien zur Vermeidung von Wasserverlusten seien entscheidend. Peter Brabeck warnt zudem davor, den Wasserschutz zugunsten des Klimaschutzes zu opfern, und fordert ein Ende der Biotreibstoffproduktion, die sehr viel Wasser verbraucht. «Wasserprobleme sind global, aber die Lösungen müssen lokal umgesetzt werden», so sein Fazit.
PFAS, Wasserzugang, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Die Konferenz bot anschliessend sechs parallele thematische Sessions, die ein breites Spektrum an Fragen und Themen abdeckten: etwa Wassergovernance und -qualität (z. B. mit Fokus auf Schadstoffe wie PFAS), Zugang zu Wasser, Nachhaltigkeit von Wasserkraftwerken, Digitalisierung zur Effizienzsteigerung hydraulischer Anlagen, das Konzept der Schwammstadt oder neue Technologien.
Mehrere Partner wie die Universität Lausanne, die Universität Bern, Asters, Membratec, ARPEA, der VSA, das HydroAlpsLab und das Stream-Labor der HES-SO Valais/Wallis gestalteten diese Sessions.
Eine Podiumsdiskussion über Daten
Eine Podiumsdiskussion unter der Leitung des Journalisten Julien von Roten ermöglichte Einblicke in das Datenmanagement verschiedener Akteure im Wassersektor. Christine Genolet-Leubin, Chefin des Dienstes für Umwelt des Kantons Wallis, erinnerte daran, dass Daten zur Wasserqualität in die Zuständigkeit des Kantons fallen, während Mengenfragen Sache der Gemeinden seien. «Wir haben Daten, aber es fehlen solche zu landwirtschaftlichen Entnahmen oder zur künstlichen Beschneiung. Der Kanton benötigt diese für Planung und Bewilligungen.» Dimitri Meunier, Direktor für Daten beim Office International de l’Eau, informierte darüber, dass Frankreich mit eaufrance.fr ein Portal geschaffen hat, das mehr als 20 Jahre an quantitativen und qualitativen Wasserdaten sammelt. «Damit lassen sich Prognosen erstellen und politische Massnahmen besser steuern. Dank standardisierter und vergleichbarer Daten sind diese Prognosen verlässlicher.»
Marianne Giroud-Gaillard von MeteoSchweiz erklärte, dass ihr Unternehmen dank rund 600 Messstationen eine grosse Menge an Daten erhebt. «Alle gesammelten Daten stehen der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung.» MeteoSchweiz habe Schnittstellen entwickelt, um diese Daten sicher zugänglich zu machen. Michaël Plaschy von Alpiq betonte, dass als Wasserkraftproduzent das Volumen von Wasser zentral sei, um die Stromproduktion vorherzusagen und zu optimieren. Wie viel wird es regnen und wann? Wann beginnt die Schneeschmelze? Wie sinnvoll sind neue Stauseen? «Wir greifen auf Daten von MeteoSchweiz zurück, aber auch auf solche der Hochschulen – insbesondere für Langfristprognosen. Wir müssen vorausplanen, und die Genauigkeit der Daten ist zentral für das Krisenmanagement.»
Inspirierende Präsentation von Michel Roggo zum Abschluss
Michel Roggo, ein international tätiger Fotograf aus Freiburg, der sich seit einigen Jahren auf Süsswasseraufnahmen spezialisiert hat, beendete den Konferenztag mit einer inspirierenden Präsentation zur Entdeckung der aquatischen Schätze und ihrer Lebewesen.
Ein «Innovationsdorf» mit 15 Ständen bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, in der Schweiz tätige Wasserunternehmen und ihre innovativen Lösungen kennenzulernen. Die nächste Ausgabe der BlueArk-Konferenz findet am 12. November 2025 erneut im Espace Saint-Marc in Le Châble statt.
Weitere Informationen: www.blueark.ch/conference