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umwelt und energie
10/10/2014

Rentabilität der Wasserkraftwerke nur langfristig beurteilen

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Die Rentabilität der Wasserkraftwerke ist zurzeit am Sinken. Die Rentabilität muss jedoch langfristig berechnet werden, über die gesamte Lebensdauer der Anlage. Im Vordergrund steht gemäss Prof. Dr. Massimo Filippini, Direktor des Lehrstuhls „Energy and Public Economics” der ETH Zürich, aber die Sanierung der Bauwerke, trotz eines sehr kleinen Handlungsspielraums bei der Kostenreduktion.

Die Wasserkraft nimmt in der Schweiz einen hohen Stellenwert ein. Es handelt sich um eine Basisenergie, die insbesondere für den Ausgleich der Verbrauchsspitzen eingesetzt wird. Sie hat eine geringe Umweltbelastung, spielt aber eine bedeutende Rolle für die Alpenkantone im Hinblick auf die Wasserzinsen. Laut Prof. Filippini müssen Wasserkraftanlagen kompetitiv bleiben, sowohl kurz- als auch langfristig (mit dem Ziel der Erneuerung).

Wettbewerbsfähigkeit zurzeit im Rückgang
Die aktuelle kurzfristige Wettbewerbsfähigkeit der Stromerzeuger ist gesunken. Die Preise sind nämlich durch die Öffnung des Marktes, das massive Auftreten subventionierter neuer erneuerbarer Energien, aber auch die billige Kohle gefallen. Dies muss auch im Kontext der Wirtschaftskrise und der Energiewirksamkeit gesehen werden, die die Nachfrage nach unten ziehen.

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Stromerzeuger zu beurteilen, führte die ETHZ eine Studie unter 60 Unternehmen durch, deren Zahlen über 14 Jahre analysiert wurden. Die Analyse konzentrierte sich hauptsächlich auf die Strukturen und Produktionskosten.

Kapital und Wasserzins stellen über die Hälfte der Kosten
Die Studie hob zwei wichtige Elemente hervor: je nach der gewählten Technologie (Laufwasserkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke …) sind die Kosten unterschiedlich. Ferner sind die Kapitalkosten und die Kosten des Wasserzinses sehr hoch, da sie über 50 % der Gesamtkosten ausmachen. Der Handlungsspielraum zur Kostenoptimierung ist deshalb sehr klein. Die ETHZ geht von höchstens 10 % aus, doch das hängt von den einzelnen Kraftwerken ab.

Die Rentabilität der Wasserkraftwerke muss über einen sehr langen Zeitraum beurteilt werden. Die Lebensdauer der Kraftwerke beträgt ca. 80 Jahre. „Diese Rentabilität hängt vom Zeitraum ab: Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man, wie in diesen Jahren“, erklärte Professor Filippini. Der Endsaldo über die gesamte Lebensdauer des Bauwerks muss positiv sein.

Herausforderung: Sanierung der Kraftwerke und Wasserzinsen
Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der kurzfristigen Wettbewerbsfähigkeit. Wir brauchen Rahmenbedingungen für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere mit der Frage im Blickpunkt, wie die Sanierung der Kraftwerke ab 2020 finanziert werden kann.

Die Erneuerung des Abgabensystems könnte auch eine Alternative sein. „Das System muss flexibel sein, an die verschiedenen Kraftwerke angepasst werden können und auf dem Prinzip der Aufteilung der Gewinne und Risiken basieren.“ Der Wert eines Kubikmeter Wassers ist nämlich nicht für alle Staudämme gleich, denn die Baukosten und auch die Verkaufsgelegenheiten sind unterschiedlich.

Interview vom 8. Oktober 2014 im Rahmen des Energietags der Foire du Valais