In den kommenden Jahren muss die Wissenschaft den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Speichertechnologien und auf Möglichkeiten zur Nutzung der vor allem durch die Wasserkraft bereitgestellten flexiblen Produktion legen, so Nationalrat Roger Nordmann (SP/VD).
Die Stromnachfrage hat sich in der Schweiz und in Europa stabilisiert. Die neuen erneuerbaren Energien sind überall auf dem Vormarsch. Deutschland hat seinen Atomausstieg erfolgreich bewältigt und der Anteil der übrigen fossilen Energien geht zurück. „Diese schnelle Entwicklung wird sich fortsetzen, vor allem mit einem Kohleausstieg infolge der Klimakonferenz COP21.“
In der Schweiz wird der Atomausstieg mit der Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg 2019 Gestalt annehmen. Die Erzeugung erneuerbarer Energien erreichte 2007 kaum 1 TWh. Seitdem ist ein starker Anstieg zu beobachten: bis Ende 2015 wurden 3 TWh erreicht. „Dies entspricht bereits der Stromerzeugung von Mühleberg.“ Es ist noch ein weiter Weg zurückzulegen, bis die 25 TWh der gegenwärtigen Stromerzeugung aus Kernkraft erreicht sind. „Die Solarenergie sollte bei der Erreichung dieses Ziels eine wichtige Rolle spielen. Diese Technologie ist leicht zu installieren und schon bald die preiswerteste“, stellt Roger Nordmann fest.
Die Spielregeln der Preise ändern
Bei den Marktpreisen gibt es Zeiten des Überverbrauchs und somit gewisse Zeiten nahe dem Nulltarif. „Daraus lassen sich Indizien für die Forschung bis zum Jahr 2035 ableiten.“ Die Speicherung kann tatsächlich die Spielregeln der Preise ändern. Die Idee besteht darin, den Schwerpunkt auf die Langzeitspeicherung durch zentrale Anlagen zu legen. „Die bereits installierte Wasserkraft wird genutzt werden. Weitere Technologien wie Druckluftspeicher – mit einem Wirkungsgrad von ca. 70 % – und Power-to-Gas erscheinen am vielversprechendsten.“ Dank der Fortschritte, die auf diesem Gebiet noch erzielt werden, wird es nicht mehr nötig sein, dass sich Nachfrage und Verbrauch in Echtzeit völlig entsprechen.
Die Forschung muss auch eine Lösung finden, um die von einigen Anlagen angebotenen Kapazitäten zur Energieflexibilisierung optimal zu nutzen. Unabhängig davon müssen die Bemühungen auf allen Ebenen fortgesetzt werden, einschliesslich auf der Ebene der Wirtschaftsmodelle.
Das Interview wurde am 29.01.2016 auf der TechnoArk-Konferenz in Siders geführt.