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umwelt und energie
14/09/2016

Uberisierung der Energie: Für die Akteure der Branche sind Anpassungen zu erwarten

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Die Uberisierung ist nicht nur eine blosse Modeerscheinung, und der Energiesektor könnte schon bald von ihr erfasst werden. Unabhängig von der Entwicklung werden sich die Akteure der Branche rasch anpassen müssen und sich dabei bewusst sein, dass die Bewertung der Leistungen bei dem Phänomen der Uberisierung von zentraler Bedeutung ist. Hierauf hat Grégoire Leclercq, Mitgründer der Beobachtungsstelle „Observatoire de l’Ubérisation“, anlässlich des nationalen Thementags Smart Energy in Sitten hingewiesen.

Uberisieren bedeutet aus dem Gleichgewicht bringen und umwandeln, mit einem innovativen Wirtschaftsmodell und unter Einsatz neuer Technologien. „Die Entwicklung wird schnell verlaufen und es wird zwangsläufig ein Kräfteverhältnis zwischen alten und neuen Akteuren entstehen“, so Grégoire Leclercq. Die Uberisierung setzt auch auf eine Zersplitterung. Im Energiesektor können hier unabhängige Energiequellen eine Rolle spielen. 

Die Uberisierung ist keine vergängliche Mode, denn sie ist das Ergebnis eines Zusammentreffens von drei grundlegenden Revolutionen: Digitaltechnik (die seit 30 Jahren immer grössere Bedeutung gewinnt), kollaborativer Konsum (mit eiligen, anspruchsvollen Kunden, die keine Komplexität ertragen) und die Revolution der selbständigen und flexiblen Erwerbstätigkeit.

 

Sich selbst zu uberisieren ist schwierig
Zahlreiche Dienstleistungen (Finanzierung, Gesundheit, Kommunikation …) sind diesen Weg gegangen, ob sie nun stark reglementiert sind oder nicht. Der Energiesektor wird sich dem wohl kaum entziehen können. Welches sind nun die Auswirkungen dieses Trends auf die Akteure der Branche? Grégoire Leclercq stellt fest, dass „es noch nie einem herkömmlichen Akteur gelungen ist, sich selbst zu uberisieren, da die Arbeitsweisen unterschiedlich sind“. Der „Uberisator“ wird sich zunächst auf eine Bevölkerungsgruppe stützen, die von den Angeboten eines Sektors enttäuscht ist, und dann auf die Einrichtung einer kostengünstigen digitalen Plattform. Danach wird er externe Arbeitsressourcen einsetzen. Und schliesslich wird es um die Frage der kritischen Masse bei Angebot und Nachfrage gehen.

Die Bewertung der Leistung ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Sie hat einen hohen Wert, da sie von den anderen Nutzern abgegeben wird und nicht von den Inhabern des Dienstes. In einem „uberisierten“ Modell macht der Verbraucher (fast) alles.

Wie dem auch sei, die Akteure der Energie müssen sich im Rahmen eines neuen Modells zusammenfinden. „Diese Entwicklung verläuft sehr schnell, und die Unternehmen sind oft kaum auf das Kräfteverhältnis vorbereitet, das sich beim Auftreten eines uberisierten Modells einstellt.“ 

 

Wirtschaftsmodelle im Fokus
Dennoch ist die Firma Uber heute nicht rentabel – AirBnB ist es beinahe. „Es wird zweifellos zu einem Blaseneffekt kommen, denn man kann nicht überleben, ohne rentabel zu sein“, dämpft Grégoire Leclercq zu grosse Hoffnungen. Die Wirtschaftsmodelle sind daher von zentraler Bedeutung und müssen den Erwartungen der Verbraucher entsprechen.

 

Foto : photoval.ch/Valérie Pinauda
Der Vortrag wurde am 8. September 2016 gehalten.