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umwelt und energie
08/09/2014

Virtuelle Kraftwerke – eine gute Idee, aber schwer umsetzbar

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Ein virtuelles Kraftwerk ermöglicht es, kleine Energiequellen zusammenzuschalten und sie mit Hilfe eines IT-Systems zu optimieren, bevor der Strom auf den Märkten verkauft wird. In der Theorie scheint dies eine hervorragende Idee zu sein, um die schwankenden Produktionen der erneuerbaren Energien besser zu nutzen. In der Praxis ist ihre Umsetzung jedoch schwierig – und relativ riskant. Dies ist jedenfalls die Erfahrung, die Brecht Zwaenepoel, Projektingenieur bei Power-link in Belgien, gemacht hat.

„Virtuelle Kraftwerke bieten die Möglichkeit, auch kleinen Kraftwerken einen Marktzugang zu verschaffen“, betont Brecht Zwaenepoel anlässlich des 4. Nationalen Thementags Smart Energy in Sitten. Sie tragen auch dazu bei, die Stromnetze zu stabilisieren und zuverlässiger zu machen. 

Belgien besitzt keine Grosskraftwerke. Das Land sieht sich ausserdem mit Problemen aufgrund fehlender Verbundnetze und Speicherkapazitäten konfrontiert. Daraus entstand die Idee, die Zahl der Kleinkraftwerke in Belgien zu erhöhen. „Dies können sogar Elektroautos sein“, bemerkt Brecht Zwaenepoel. Ziel ist es, Kooperationen zu fördern und die Risiken auf die Teilnehmer des Systems zu verteilen.

Finanziell eine interessante Sache
Die Netzstabilität muss in Intervallen von drei Sekunden aufrechterhalten werden. Auf Markt- und Handelsebene werden die Kapazitäten pro Viertelstunde verkauft. In Belgien schwanken die Preise stark, von 0 bis 180 Euro pro MWh. „Wenn man die grossen Preisunterschiede nutzt, kann man damit viel Geld verdienen.“

Die Kapazitäten der virtuellen Kraftwerke können also auf den Markt gebracht werden. Am schwierigsten ist es, die lokale Stromerzeugung vorherzusehen. „Die Risiken sind daher sehr hoch, zumal Geldstrafen verhängt werden, wenn ein Kraftwerk nicht die zugesagten Mengen liefern kann.“

Die Idee besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen der Erzeugung herkömmlicher Energien und erneuerbarer Energien zu finden, um die Risiken zu begrenzen. Dabei müssen viele Akteure zusammengebracht werden, was die Umsetzung dieser Kraftwerke komplizierter macht. Nicht zuletzt müssen auch die rechtlichen Aspekte berücksichtigt werden.