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umwelt und energie
10/10/2014

Wasserkraft: Produktionsflexibilität besser aufwerten durch Strombörse

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Die Flexibilität der Energieproduktion durch Wasserkraft- und Pumpspeicherkraftwerke muss besser aufgewertet werden. Dies kann auf der Strombörse EPEX SPOT erfolgen. Durch die hohen, viertelstündlichen Preisschwankungen auf dem Markt existieren rentable Möglichkeiten, hob Dr. Philippe Vassilopoulos, Head of Product Design bei EPEX SPOT, kürzlich bei einer Konferenz in Martinach hervor.

Auf dem Intraday-Markt der von EPEX geleiteten europäischen Strombörse wird der Strom auf 15-Minuten-Basis ausgetauscht. „Dadurch können sich die Akteure echtzeitnah ausgleichen. Das ist besonders interessant, um die Schwankungen der neuen erneuerbaren Energien zu kompensieren.“

Der Strommarkt wird zurzeit durch mehrere Effekte beeinflusst. Der erste Faktor ist der Vormarsch der neuen erneuerbaren Energien in Deutschland. „Die Volumen sind enorm und das erklärt grösstenteils die Probleme, mit denen wir zurzeit zu kämpfen haben.“ Diese Situation hat einen starken Einfluss auf die Preise. Die Stromvolumen steigen und deshalb purzeln die Preise. „Die subventionierten Energien kommen mit sehr niedrigen Kosten und einem Vorrang im Netz auf den Markt. Sie schieben einige andere Energien aus den Angebotskurven.“

Der sinkende Verbrauch beeinflusst auch das Angebot, genau wie die aktuellen niedrigen CO2-Kosten. Der Erdgaspreis steigt auch gegenüber der Kohle. „Deshalb laufen die Gaskraftwerke viel weniger und einige müssen sogar schliessen. Die Hydroelektrizität befindet sich ein bisschen in der gleichen Lage.” 

Produkte so echtzeitnah wie möglich
In diesem Zusammenhang geht es nun darum, langfristig zu sichern, dass man die Verbrauchsspitzen abdecken und gegenüber der intermittierenden Produktion der erneuerbaren Energien flexibel bleiben kann. Entspricht die vorgesehene Solarenergieerzeugung nicht der Nachfrage, schiessen die Preise auf dem Intraday-Markt in die Höhe. Dr. Vassilopoulos sieht deshalb einen bestimmten Wert in der Flexibilität der Produktion, einer der Vorteile der Wasserkraft.

Die EPEX-SPOT-Börse versucht so, den Markt so echtzeitnah wie möglich funktionieren zu lassen, um diese Flexibilität aufzuwerten. „15-Minuten-Produkte wurden geschaffen, um dieser Nachfrage zu entsprechen. Aber um dies zu schaffen, braucht man Akteure, die von ihrer grossen Produktionsflexibilität profitieren können”.

Die Börse wird nicht die flexiblen Erzeuger bezahlen, erinnert Dr. Vassilopoulos. Sie bietet die angemessenen Bedingungen und gibt ein Preissignal, das die flexiblen Produktionen aufwertet. All dies mit dem Ziel eines langfristig tragbaren Strommarktes.

 

Interview vom 8. Oktober 2014 im Rahmen des Energietags der Foire du Valais