Besteuerung der importierten fossilen Energien, vollständige Marktöffnung, Überzeugung der Kunden vom langfristigen Wert erneuerbarer Energien wie der Wasserkraft, Abschluss von Abkommen mit den Nachbarländern, um eine Gefährdung der nachhaltigen schweizerischen Energien zu vermeiden: es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um die europäische Energiegleichung der kommenden Jahrzehnte zu lösen. Ein Patentrezept wurde bis jetzt noch nicht gefunden. Doch die Diskussionen machen Fortschritte, im Interesse der Zukunft des Energiesektors – und somit der Wirtschaft – der Schweiz. Dies ist das Ergebnis der politischen Diskussionsrunde, die an dem nationalen Thementag Smart Energy in Sitten organisiert wurde.
Ohne Strom geht gar nichts mehr. Die Staaten müssen daher im Interesse der Versorgungssicherheit die Kontrolle behalten. Die Wettbewerbsfähigkeit der KMU steht auf dem Spiel, wie Nationalrat Yannick Buttet (CVP/VS) hervorhebt. Die Nachbarländer betreiben eine aggressive Politik, und unsere Unternehmen sind in diesem Bereich oft benachteiligt. Man muss daher die Situation im Auge behalten. Eine Idee könnte die Besteuerung nicht erneuerbarer Energien sein, die aus dem Ausland kommen. Doch dies lässt sich laut den Studien des Bundesamts für Energie nur schwer umsetzen.
Kein Wiederanstieg der Preise
Die grossen Länder wissen, dass man der Wirtschaft sehr preisgünstige Energie zur Verfügung stellen muss. So machen es die USA, indem sie mehr Bodenschätze fördern. „Ich glaube nicht an einen Wiederanstieg der Energiepreise, denn keine Regierung wird mehr ihre Wirtschaft durch hohe Energiepreise abwürgen wollen“, so Jean-Albert Ferrez, Generaldirektor von Energie Sion Région.
„Es wird verlangt, dass man sich des Grundwerts der lokalen Energieerzeugung bewusst wird“, betont seinerseits Paul Michellod, Generaldirektor von FMV. Die Strom-Ausschreibungen erfolgen bereits auf der Basis europäischer Preise. Der Markt ist daher de facto offen. Die Schweiz kann nicht mit denselben Waffen wie die europäischen Wettbewerber kämpfen. Aus wirtschaftlicher Sicht kann sie ihre gesamte Stromerzeugung einstellen und stattdessen deutsche Energie importieren. Dies ist interessant – allerdings nur aus wirtschaftlicher Perspektive und zu den derzeitigen Marktpreisen.
Lieber in erneuerbare Energien investieren als Beznau weiter betreiben
Energie ist derzeit nicht teuer genug, so die Co-Präsidentin der Grünen, Adèle Thorens. Nach der Stilllegung von ein oder zwei Kraftwerken in Deutschland würde es weniger Probleme mit niedrigen Preisen geben. Dasselbe gilt auch für die Schweiz. Um den Betrieb von Beznau weiterzuführen, müssen 700 Millionen Franken investiert werden. „Warum investieren wir diesen Betrag nicht in die Entwicklung und Unterstützung erneuerbarer Energien?“ fragt die Waadtländer Nationalrätin.
Das hohe Tempo, mit dem wir die Energiewende vorantreiben wollen, hat einen Preis. Während dieser Zeit wird die Schweiz auf ihre Autonomie verzichten müssen, so Yannick Buttet. Doch wer bezahlt den Preis der Energie? „Dies ist eine Frage der Verteilung zwischen Haushalten und Unternehmen, aber auch zwischen verschiedenen Generationen“, stellt Jean-Albert Ferrez fest. Wir bezahlen für Energie, aber auch und vor allem für die Sicherheit, sie jederzeit zur Verfügung zu haben. Dies dürfen wir nicht vergessen.
Von CO2 ist seit Fukushima kaum mehr die Rede
Immerhin war bis Fukushima CO2 der Feind Nr. 1, erinnert Paul Michellod. „Derzeit spricht man kaum mehr darüber. Somit befinden sich alle erneuerbaren Energien in Schwierigkeiten.“ Aufgrund der Subventionen gibt es zu viele Verzerrungen zwischen den Staaten. Wenn alle am gleichen Strick ziehen, ist es möglich, das Ziel zu erreichen. Man muss z. B. Deutschland von den Vorteilen der Schweizer Wasserkraft als Regelenergie überzeugen.